In Krün Regen, Regen, Regen. Guter Rat ist wieder mal teuer. Wir, Wolfgang und Rainer, versuchen wieder den Trick mit der Karwendelumfahrung in Richtung Tirol. Klappt aber diesmal nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt haben. Das Wetter ist dort, da es aus Richtung Italien heranrauscht, mehr als stark durchwachsen. Ötztal Regen – Pitztal Regen. Nur über dem weiten Inntal können sich die Wolken besser ausbreiten und streckenweise lugt doch die Sonne durch. Das bringt uns auf den glorreichen Gedanken, es mal mit dem Hahntennjoch (1994m) zu versuchen. Wir hegen die nicht ganz unberechtigte Hoffnung, hier durch die Wolken zu stoßen um doch noch zu einer kleinen Bergtour (ev. Falschkogel – Anhalter Hütte) zu kommen. Aber der Hund hat uns eins gesch…… Paß frei – Berge total im undurchdringlichen Nebel. Na ja, wenigstens ist das befahren dieser Paßstraße schon ein kleines Erlebnis für sich. Also Rückfahrt nach Krün und auf „Balkonien“ oder flanieren auf Krüns „Prachtmeile“?! – Nicht unser Ding! Da kommt dem Rainer doch die geniale Idee, es mit der Maximiliansgrotte im immer sonniger werdenden Inntal zu versuchen. Wolfgang ist schnell überzeugt, da er auch noch nicht dort war. Als unverkennbares Wahrzeichen von Zirl ragt hinter diesem Ort die mächtige Martinswand in den Himmel. Sie gehört zur Solsteingruppe im Karwendelgebirge und steigt am linken Innufer sehr steil auf eine Höhe von 1113m empor. 799m ü.NN und rund 200m über der Inntalsohle liegt mitten in der Martinswand die Maximiliansgrotte. Die 26m breite und 19m hohe Naturhöhle kann von Zirl aus auf einem nicht ganz ungefährlichen, aber bestens und neu gesicherten Steig in etwa 1¼ Std. erreicht werden. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind jedenfalls unabdingbar und es ist dringends angeraten, Kinder an ein kurzes Seil zu nehmen. Der Steig selbst vermittelt durchaus schon ein gehöriges Maß an Hochgebirgs-Feeling und ist phänomenal aussichtsreich. Es lohnt sich auf jeden Fall fleißig zu fotografieren. Der Legende nach suchte der beim Volk beliebte Kaiser Maximilian dort Zuflucht, nachdem er sich im Jahre 1484 bei der Gämsenjagd verstiegen haben soll und schließlich von einem unbekannten Bauernjungen gerettet wurde. Als Dank ließ er den Zugang zur Höhle bauen und das noch heute stehende Kruzifix errichten. Erwähnenswert wäre noch, daß es in der Martinswand mehrere Klettergärten giebt, welche in den höchsten Schwierigkeitsgraden angesiedelt sind. Auf Grund der großen technischen Schwierigkeiten einiger Kletterrouten, sowie wegen des teilweise brüchigen Gesteins ereignen sich leider immer wieder tödliche Kletterunfälle. Für „Klettersteig-Fetischisten“ sei noch angemerkt, daß durch die Wand ein in 3 Sektionen eingeteilter Klettersteig führt. Es ist der wohl schwierigste Klettersteig der Nordalpen. Schon der erste Abschnitt ist sehr schwierig und endet nach 150 Höhenmetern an der Maximiliansgrotte (Notausstieg). Der zweite Abschnitt ist äußerst schwierig, das Drahtseil führt ohne künstliche Tritthilfen die senkrechte und glatte Wand hinauf (ungesichert 6.Grad). Die Sektion 2 enthält ca. 340m Seil und bietet auf ca. 110m Höhe sicherlich die technisch schwierigste Vertikale, welche bisher gesichert wurde. Die Sektion 3, der Abstieg vom höchsten Punkt bis zum Grottensteig, ist mit ca. 150m Seil durchgehend gesichert und vergleichsweise harmlos. Sie kann auch als eigenständiger Klettersteig begangen werden. Fazit; Der komplette Klettersteig ist eine Extremroute, die nur für Versierte gedacht ist, welche absolut immun gegen schwindelerregende Tiefblicke sind und der 2-3stündige Kraftakt ein sportliches „Vergnügen“ ist. Unser Fazit ist; Wer in der Nähe ist und einen Berg-„Unruhetag“ plant, ist mit dieser Halbtags -Wanderung bestens bedient. Davor oder danach kann man auch einen Stadtrundgang z.B. in Innsbruck planen, oder-oder-oder. Den Möglichkeiten im Inntal sind kaum Grenzen gesetzt. Uns hat es jedenfalls viel Vergügen bereitet. Lassen wir die Bilder sprechen.
Rainer und Wolfgang