Wanderung zum Hohen Kranzberg,

Herbsturlaub in Krün, von Rainer Dietzsch

Herbsturlaub 2010 in Krün

Glück muß der Mensch haben. Gisela und ich (Rainer), erwischen wieder mal die einzige schöne Wetterwoche im Oktober. Haben wir uns ja schließlich auch verdient.

Kurz gesagt; 6 schöne Tage – 6 schöne Touren.

Wir wollen nur mal zwei herauspicken, um nicht Heerscharen von Leuten mit langatmigen Berichten zu langweilen.

Die erste Tour soll von Mittenwald aus über den Hohen Kranzberg (1391m) führen. Sie ist als Rundtour ausgelegt, ganzjährig machbar und für jedermann geeignet. Hier kommen Erwachsene, Kinder, Genießer und und wahrscheinlich sogar Wander- und Naturmuffel auf ihre Kosten. Ganz besonders schön ist es aber zur Zeit der Laubfärbung. Der Feuerzauber der hauptsächlich Buchenwälder und die hervorragenden Panorama-Aussichten sind einfach überwältigend. Und was zur allgemeinen Warnung (oder Freude) für Schluckspechte nicht unerwähnt bleiben soll; wenn man in jeder Wirtschaft nur ein Bierchen mit einem Kurzen zum nachspülen zu sich nimmt, ist man am Ende nicht von der Wanderung, sondern vom Saufen platt.

Die Wanderung beginnt zweckmäßigerweise an der Talstation des Kranzbergliftes. Jener kann zwar von absoluten Faulhubern für den Aufstieg benutzt werden. Aber es sei gleich von vornherein gesagt, daß man sich damit das Großartige der Tour wirklich vermasselt. Und wer will das schon, außer totalen Banausen. Anfangs steiler, später dann moderat ansteigend führt der Weg durch herrliche Buchenwälder, an der Kapelle „Maria Heimsuchung“ vorbei, in ca. 25 min. zur Korbinianhütte (1165m). Der Schwache kann hier schon die ersten Defizite ausgleichen. Unterwegs schon hat man viele überraschende Blicke über das Isartal mit Krün und Wallgau, auf das Estergebirge den Walchensee und die Soierngruppe.

In weiteren ca. 30 min. geht es dann weiter sehr aussichtsreich zum Gasthaus St.Anton (1250m). Es zeigt sich unterwegs ein gigantisches Panorama, wie man es sonst nur von hohen Gipfeln aus erleben kann. Unter sich Mittenwald mit dem dahinter aufragenden Karwendel, Arnspitzgruppe, Leutaschtal und nach Westen das mächtige Wettersteingebirge. Wer keinen Proviant mitgeschleppt hat, kann sich dann hier ruhigen Gewissens eine zünftige Einkehr gönnen. Frisch gestärkt ist es dann bis zum Gipfelpavillon nur noch den berühmten Katzensprung weit. Die Rundumsicht hier haut einen dann glatt um. Man muß sich förmlich losreißen, sonst läuft man Gefahr hier zu übernachten.

Fußmüde und -kranke mögen hier die Tour beenden und können sich auch noch zu Tal gondeln lassen. Ansonsten ist ein weiterwandern bergab in Richtung Ferchensee und Lautersee nur zu empfehlen. Beide Seen sind, entsprechendes Wetter vorausgesetzt, Badeseen und lassen sich auf guten Wegen umrunden. Auch sie liegen eingebettet in einer grandiosen Hochgebirgs-Szenerie. Gastronomie, selbst die „Gehobene“ für Snobs, ist an beiden Seen mehr als genug vorhanden und auch die Kinder kommen mit Abenteuerspielplätzen auf ihre Kosten. Der Abstieg zur Talstation des Liftes führt dann noch erlebnisreich durch einen neu angelegten Stein- und Mineralienpark. Etwas unterhalb des Parks ist auch eine neue Aussichtsterasse angelegt worden und lädt nochmals zum verweilen, schauen und fotografieren ein. Unter sich Mittenwald wie aus dem Flugzeug und gegenüber, zum greifen nah, das mächtige Karwendel. Also, der kurze Abstecher lohnt allemal.

Bis zum Parkplatz ist es dann auch nicht mehr weit.

Gisela und Rainer Dietzsch

Klettersteig Stuibenfall-Niederthai

Unsere zweite Tour führt uns nach Umhausen im Ötztal. Hier wollen wir den relativ neuen Stuibenfall-Klettersteig begehen und noch eine Wanderung über Niederthai und den Mauslasattel dranhängen. In Umhausen parkt man auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz des Ötzidorfes. Ein Besuch jenes Dorfes (mit Badesee) ist allemal lohnenswert. Eventuell quengelnden Kids sollte man vielleicht versprechen, daraus mal ein tagfüllendes Unternehmen zu machen. Der Einstieg in den Klettersteig liegt direkt am Stuibenfall und ist in ca. 20min. erreicht. Charakter: Sehr schöner, nicht allzu schwieriger Klettersteig. Er liegt unmittelbar am gewaltigen, mit 150 m höchstem Wasserfall Tirols und ist landschaftlich äußerst imposant. Der Klettersteig hat nur einige kurze, schwerere Stellen (C). Ansonsten bewegen sich die Schwierigkeiten meist im unteren B-Bereich. Er ist bestens für Einsteiger und Familien (kurzes Seil für Kinder) geeignet und ein richtiger Genuß-Klettersteig. Drahtseil und Klammern sind mehr als ausreichend vorhanden. Die komplette Klettersteigausrüstung und natürlich Helme sollte man auf jeden Fall dabei haben. Die Kletterlänge beträgt rund 450m, dabei werden ca. 350 Höhenmeter überwunden. Für den Aufstieg sind in etwa 2 Stunden einzuplanen. Beschreibung: Am Rastplatz (1167m) mit Bänken und Tischen wird „eingeschirrt“. Dann geht es via Seilbrücke über den tosenden Wasserfallbach (Horlachbach). Drüben angekommen, geht es durch Wald erst mal steil bergauf. Nach erreichen der Felsen geht es sanft ansteigend entlang der Wand, bis eine ca. 3m hohe senkrechte Stufe überwunden werden muß. Nach kurzer Querung erreicht man (kein Witz) eine Ruhebank im Fels, welche jedem Kurpark Ehre machen würde. Fehlt eigentlich nur noch der Imbiß-Kiosk. Also setzen, eintragen ins Wandbuch, etwas trinken (sonnige Südwand) und die Landschaft genießen. Jetzt kommt nur noch ein Steilaufschwung unterhalb der Aussichtsplattform und der Wasserfall ist erreicht. Hier hat man dann die Qual der Wahl. Wer schon etwas knülle oder gar ängstlich ist, kann direkt zum Ausstieg gehen. Mutige und noch frische Klettersteigler nehmen natürlich die Variante über die Seilbrücke genau an der Abbruchkante des Wasserfalls. Aber Achtung! Bei viel Wasserführung des Horlachbaches holt man sich mit Sicherheit einen nassen Ar…! Lohnt sich aber allemal, da die Einsicht in den Wasserfall einmalig ist und nur von den wenigsten so erlebt werden kann. Und der Allerwerteste wird von allein wieder trocken. Nachdem „ausgeschirrt“ wurde und man sich von den „Strapazen“ erholt hat, kann man, da ja noch massig Zeit ist, eine kleine Wanderung anhängen. Der Weg führt bachaufwärts zum Gasthaus „Stuibenfall“. Einkehren kann man dort ganz vorzüglich und da es wahrscheinlich so um die Mittagszeit sein wird, bietet sich das geradezu an. Wer den Verlockungen widersteht oder asketisch veranlagt ist, biegt kurz vor dem Gasthaus links ab (nicht die große Fahrstraße nach dem Gasthaus nehmen) und gewinnt rasch an Höhe in Richtung Höfle. Je höher man kommt, um so aussichtsreicher wird es. Der Blick geht tief ins Ötztal und zu den Eisriesen der Ötztaler Alpen. Die Hochstraße führt uns dann bequem, aussichtsreich und kurzweilig weiter nach Niederthai. Niederthai ist ein idyllisches Hochgebirgs-, Urlaubs- und Sportdorf mit Hotels, Gaststätten, Läden und auch einigen Sehenswürdigkeiten. Immer der Hauptstraße entlang und durch die Ortsteile Ennebach, Überfeld und Lehen geht es weiter. Von dort aus etwas steiler über den Mauslasattel. Der Weg übers Wolfsegg lohnt nicht. Vom Mauslasattel (1650m), dem höchsten Punkt der Tour, steigt man ab zum Wiesle, einer idyllisch auf einer Waldwiese gelegenen Gastwirtschaft. Von hier aus zieht der Wald- und Wurzelweg durch die steilen Hänge des Ötztales. Unterwegs tun sich des öfteren schöne, lohnende Aussichten auf. Für Kletter- und Bouldergeile sei gesagt, daß man unterwegs an einigen Kletter- und Bouldergärten vorbeikommt. Allesamt vom Feinsten und sogar für Europameisterschaften für würdig befunden. Weiter geht es abwärts, die Kehren der Niederthaier Straße mehrfach querend. Der Fußweg endet dann unmittelbar am Parkplatz, wo das rettende „Heilig Blechle“ schon geduldig auf uns wartet. R.+G.Dietzsch

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