Fränkischer Klettersteig nahe Hirschbach, von Frank Weller ( August 2013 )
Höhenglück im Mittelgebirge
Weitaus länger als der Zustieg zum fränkischen Höhenglücksteig nahe Hirschbach dauerte die Terminfindung. Seit gut einem Jahr wollten wir dort schon hin, und beim Wollen blieb es dann auch. Nun bot es sich endlich einmal an und kurzentschlossen waren wir unterwegs. Kathrin, Steffen, Leonie, Dagmar und ich waren die 5 Höhenglück-Newbies und bekamen die besten Guides an die Seite gestellt, die man sich dort wünschen kann. Rainer und Wolfgang kennen nicht nur jeden Meter des Klettersteigs, sondern auch alle Zustiege, die umgebenden Felsen sowie die besten Einkehrmöglichkeiten. Und haben für alles ein paar Geschichten parat.
Treff war Hirschbach. Erst habe ich nicht verstanden, warum Rainer nicht den kürzeren Zustieg von Neutras aus wählte, aber jetzt bin ich ja „drin“ und weiß, dass der Höhenglücksteig, statt wie beschrieben aus 3, sondern aus 4 Sektoren besteht. Klar kann jeder Sektor auch umgangen werden, wenn die Schwierigkeit das Niveau des Kletterers übersteigt, aber vollständig gemacht hat man ihn erst, wenn alle vier absolviert wurden.
Eine halbe Stunde wandern, aufwärmen, einstimmen – und schon ist man am Einstiegskamin. Hier kriegt man gleich mal mit, dass die Tritte sehr speckig sind und man kann sich drauf gefasst machen, dass das nicht besser wird. Ich spare mir die Einzelheiten des Steigs, da ihn viele kennen und es bestimmt Hunderte von guten Beschreibungen gibt. Ein paar persönliche Eindrücke sollen lediglich wiedergeben, wie wir ihn erlebt haben.
Das Wetter war bestens, Regen erst auf den Abend angesagt. In der Sonne wäre es ganz schön warm gewesen, aber erstens hatten wir den Vorteil des frühen Starts und zweitens ist ein guter Teil des Steigs im Schatten gelegen – Mittelgebirge halt. Zeitig am Tag zu gehen hat zudem noch den Effekt, dass man sich nirgends anstellen muss. Die Zahl der Klettersteigler hielt sich noch in Grenzen.
Der erste Teil ist sehr abwechslungsreich und mit schönen Ausblicken, aber alles andere als leicht. Angenehm, möchte man sagen. Ich halte ihn sogar für etwas schwerer als den zweiten, mal ganz abgesehen von der Wittmann-Schikane. Die muss niemand machen, der Bedenken hat durchzukommen. Sie ist stark muskellastig und birgt die Gefahr des Abrutschens. Gehen unsichere Personen rauf, empfiehlt es sich, wenigstens ein Seil in der Gruppe mit sich zu führen. Ich war so frei, meines im Auto zu lassen… da lag es gut. Nun, wir haben es auch nicht gebraucht, wobei man aber sagen muss – und das gilt für den gesamten Klettersteig – dass ein Abrutschen und ins Klettersteigset-Fallen jederzeit möglich ist und JEDEM passieren kann. Löst der Bandfalldämpfer dann noch aus, kann das Hochziehen problematisch werden.
Im zweiten, wesentlich kürzeren Teil besteigt man nebenbei einen echten Gipfel mit Gipfelkreuz - den Lug ins Land, von dem man wiederum einen wunderbaren Ausblick hat. Da bietet sich die Frühstücksrast an. Ein weiteres Gimmick ist die Frankenkammer, ein höhlenartiger Kamin mit engem Einstieg. Rainer und Wolfgang waren praktisch schon durch, da fiel Leonie ein: Oh, Gott, da passe ich doch nie durch! Ich weiß nicht so recht, ob sie dachte, dass sie durchpassen müsse, WÄHREND Rainer und Wolfgang noch im Loch stecken! Alles wurde gut, wir bekamen auch die Jüngste durch.
Wer die Wittmann-Schikane durchstieg, der brauchte sich vor dem dritten Sektor nicht zu fürchten. Ein wenig Armkraft hier, ein bisschen Körperspannung da; ein, zwei große Schritte dort und schon ist man durch, steigt anschließend auf den Felsenkopf, von dem man bis zum Schneeberg schauen kann. Einen kräftigen Berg-Heil-Händedruck nicht vergessen und ab nach Hirschbach in den Sektor 4. Runter geht es ja immer schneller als rauf, so dass der Unterschied zum Neutras-Parkplatz noch geringer ausfällt. Höhenglücksteig Sektor 4 ist die Schankstube des „Goldenen Hirschen“, zumindest kann man das da lesen. Wir stellten uns auch dieser Herausforderung und gaben beim wohlverdienten und etwas späten Mittagmahl noch einmal alles. „Schäufele“ – braucht es noch weitere Worte? Nur drei von uns gingen über diese Zusatzschikane, (wir) vier stiegen vorher aus bzw. umgingen sie…
Der Tagesausflug zum Höhenglücksteig lohnt sich, auch wenn es ein paar Kilometer von uns aus sind. Wir schließen uns alle der Meinung an, dass er für einen Mittelgebirgssteig wunderbar ist. Ob er jetzt als „sehr schwer“ einzuordnen ist, vermag ich nicht zu sagen. Auf jeden Fall ist er sehr fordernd, was noch mehr für die „Einszwanziger“ gilt, da die Schrittlängen manchmal etwas weiter sind. Es sollte vielleicht nicht der erste Klettersteig sein, den man macht.
Vergleiche mit alpinen Klettersteigen muss er nicht scheuen, allerdings bleibt er von der Anlage her trotzdem im Mittelgebirge und hat andere Reize. Ein bisschen aufpassen sollten die Betreiber, dass die Felsköpfe nicht zuwachsen. Die Ausblicke sind ein wichtiger Trumpf.
Das aussagekräftigste Statement ist bekanntlich die Beantwortung der Frage: Würdest du es wieder machen?
Immer wieder.